Was kann passieren, wenn man über eine lange Zeit unsichtbar bleibt und immer wieder ausgeschlossen wird?
Nun, ich bin tatsächlich in sozial schwache Kreise gerutscht und habe dies nicht einmal bemerkt. In meiner Berufsschulzeit jedenfalls grenzte ich mich von dem Notenwahnsinn und dem wilden Hühnergequatsche ab. So war ich Johnny Depp und Tim Burton Fan, weil die beiden künstlerisch, wahnsinnig gut zusammenarbeiteten und ich die Wertevermittlung der Filme liebte. Wie sexy Johnny Depp war und ob er mit seiner Frau zusammenpasste, interessierte mich herzlichst wenig. Ich suchte Menschen, mit denen ich Gefühle teilen konnte.
Ich sehnte mich nach Tiefgang und war so erleichtert, als eine Kameradin mir davon berichtete, selbst Johnny Depp Fan zu sein. Ich schenkte ihr ein Biografie-Buch zum Geburtstag und freute mich, sie glücklich zu sehen. Als ich dann eines Tages die Aussage hörte, ich solle mir einen Film mit ihm lieber nicht ansehen, weil er da nackt sei und ich ja ganz sicherlich zu prüde dafür wäre, war die Enttäuschung groß.
Mir wurde das zu blöd! So glaubte ich, dass die Außenseiter der Schule vielleicht ähnlich fühlten wie ich und ging ab da nur noch zu den Nerds, zu den Rauchern und denen, die sich auf die dunkle Seite des Lebens geschlagen hatten. Zu Beginn fühlte ich mich auch pudelwohl.
Ich mochte den kumpelhaften Umgang und das kritische Begutäugeln der Gesellschaft und verliebte mich auch das erste Mal so richtig. Trotz der unterschiedlichen Ansichten und Werte lehnte ich dennoch keinen Schüler ab. Ich kam mit jedem gut zurecht und mochte alle. Ich grenzte mich bloß ab, wenn ich merkte, dass mir Verhaltensweisen nicht guttaten.
So hatte ich es schließlich gelernt. Nach heutigen Erfahrungswerten, weiß ich, dass diese Fairness einseitig war. Ich mochte Menschen, die es nicht gut mit mir meinten. Ich weiß noch, wie ich mich für meine Freundin einsetzte, als andere sie mieden und schlecht mit ihr umgingen, dass dieselbe Person mir eines Tages in den Rücken fallen würde, hätte ich bei weitem nicht geglaubt. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Meine Freundin verbreitete Gerüchte bei den Mädels, vor die ich sie verteidigt hatte.





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