Erste Beziehung

Eines Tages, als ich gesundheitlich wieder eine schlechte Phase hatte, bat mich meine Freundin, sie auf einen Geburtstag zu begleiten. Ich wusste, dass ich trotz der Einschränkungen und Fehlzeiten in der Schule, an Aktivitäten teilhaben sollte, um mich nicht zu sehr von dem Geschehen da draußen zu isolieren und so nahm ich meinen Mut zusammen und kam mit.

Es war die Geburtstagsfeier einer ehemaligen Klassenkameradin, meiner Freundin, mit der sie eine lange Freundschaft pflegte. Mir fiel zunächst auf, dass sie sehr unter Druck stand, dass auch alles perfekt war. Und auch die anderen, die auf der Feier eingeladen waren, machten den Eindruck eine Königin zu besuchen. Das Feeling war sehr eigenartig und die Spannung war äußerst unangenehm. Ich weiß noch, wie mir meine Freundin mitteilte, ich solle mich bloß von dem Bruder der Gastgeberin und dessen Kumpel, fernhalten, weil die sie nicht mehr alle hätten und sich die Geschwister untereinander eh nicht leiden könnten. Mit dieser Aussage konnte ich weder etwas anfangen, noch fühlte ich mich wohl damit.

Ich war erwachsen und in der Lage, selbst zu entscheiden, welche Person mir guttut und welche nicht. Heute ist mir bewusst, dass ich unter Kontrolle stand und meine Freundin den Anspruch hegte, ihr alles gleichzutun und komplett ihre Meinungen und Sichtweisen zu übernehmen. Da ich dies nicht tat, entwickelte sie im Laufe der Zeit, eine Abneigung gegen mich. Aber ich ließ mir meine emotionale Freiheit nicht nehmen. Auf der Geburtstagsfeier jedenfalls fühlte ich mich fehl am Platz.

Es floss viel Alkohol und ich merkte, wie sich mehrere Männer, auf eine bedürftige Art und Weise an mich klammerten. Ich sehnte mich nach tieferen Gesprächen und so lag der Fokus dann auf dem Bruder der Gastgeberin, der still und zurückhaltend abseits saß. Ich mochte ihn irgendwie schon von Anhieb. Unsere Blicke trafen sich häufiger und im Laufe des Abends, kamen wir dann auch ins Gespräch. Wir unterhielten uns über Fantasyautoren, Philosophie und über Lebensansichten. Es war wunderbar. Am selben Abend noch, als ich dann bei meiner Freundin übernachtete, empfand ich starke Sehnsucht und so stellten wir fest, dass ich mich wohl verliebt hatte.

Ich stellte mir vor, wie er mich einfach nur festhielt und nicht mehr losließ, zumal es mir körperlich sehr schlecht ging und ich auch unter mehreren Decken noch, elendig fror. 
Im Laufe der Zeit trafen wir uns dann mehrere Male und schrieben regelmäßig E-Mails.
Wir ließen uns Zeit, um uns besser kennenzulernen und fanden dann, wie hätte es auch anders sein sollen, endgültig zusammen. 
Meine Freundin freute sich für uns. Deshalb muss ich da in der Erzählung fair bleiben. Es ist vieles unglücklich gelaufen, das nicht zu verachtete Spuren bei mir hinterlassen hat, aber es lohnt sich an gute Zeiten zurückzudenken. 


Es war damals der erste Lichtblick nach Jahren. Mein Leben wurde etwas heller und ich konnte sowas wie eine Zukunft vor mir sehen.
Ich war wirklich langer nicht mehr so glücklich gewesen und es fiel mir um einiges leichter, Ängste zu überwinden und Krankheitsphasen auszuhalten. Ich war auf emotionaler Ebene, endlich nicht mehr alleine. 

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