Er ist hier. Immer noch. Ab und zu vergisst er es. Er vergisst, dass er hier ist, dass es ihn gibt, dass er mal eine Idee war.
Ein Gelüst, das er aus Liebe hervorkam, ohne ein Produkt zu sein. Er fühlt sich wie ein Produkt. Ein Produkt, vom Fließband kommend, unliebsam betatscht. Unliebsam betatscht von Leuten, deren Haut sich kalt anfühlt. Steif, hart und kalt, weil sie nie geliebt wurden.
Er fühlt sich wie ein Produkt aus Eisen, welches sich in quälend langsamer Geschwindigkeit am Fließband einem dunklen Tunnel entgegenbewegt. In diesem Tunnel werden Schrauben in ihn gebohrt, aber nicht schnell, um die Qualen zu verkürzen, sondern möglichst langsam und mit völliger Hingabe.
Am Ende des Fließbandes wird er, das Produkt, in einen Sammelbehälter geworfen zu anderen Produkten. So in etwa fühlt er sich. Um ihn herum ist alles aus Eis. Eis und Schnee. Kein Gefühl, kein Leben. Zumindest kommt ihm vor, dass es keines mehr gibt. Nur mehr er. Ganz allein. Ohne flüssigem Wasser, ohne wärmendem Essen.
Es scheint nicht mal mehr die schüchterne, schwache Wintersonne. Vor Schmerz kann er sich nur mehr auf allen Vieren fortbewegen. Keuchend schleppt er sich Millimeter für Millimeter voran. Ohne Knieschutz und Handschuhe. Der Gegenwind ist so stark, dass er hin und wieder zur Seite kippt oder zurückrutscht. Nach Stunden der Entbehrung kommt er zu einer Höhle, in die er sich verkriecht. Fünf Minuten ungefähr dauert es und der Eingang der Höhle wird von einer Schneelawine verschlossen. Er wird nie mehr rauskommen.
Auf einmal: Sonne, Wärme, Liebe, Hoffnung, Geräusche, Leben, Geborgenheit, alles auf einmal. Er kann es kaum fassen. Freudentränen rinnen über sein wohlgenährtes Gesicht. War das nur ein Traum vorhin? Nein, das kann nicht sein! Egal. Jetzt ist wieder alles gut. Und es wird so bleiben. Er glaubt es nicht, er weiß es einfach Er lebt! Für immer! Jetzt hat er Gewissheit: Gott sei Dank, es gibt ihn doch!
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