ADHS: Alternative therapeutische Behandlungsmöglichkeiten

Substanzunabhängige Behandlungsansätze der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

ADHS ist bei Kindern und Jugendlichen eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Bei einem großen Teil der Betroffenen bestehen die Symptome bis ins Erwachsenenalter und sorgen in allen Lebensbereichen für erhebliche Belastungen. Eine möglichst frühe und effektive Behandlung ist deshalb dringend erforderlich. Bewährt hat sich hier ein multimodaler Therapieansatz aus Medikation mit Methylphenidat (MPH) und Psychotherapie, meist Verhaltenstherapie. Daneben gibt es aber noch einige Maßnahmen, die diese Therapie sinnvoll ergänzen können.

Das Yoga-Training nach Goldstein

Die Yoga-Lehrerin N. Goldstein hat ein Yoga Training speziell für Kinder mit ADHS entwickelt. Das Trainingsprogramm besteht aus 16 Übungseinheiten, die sich aus Elementen des Hatha-Yoga zusammen setzen. In einer Pilotstudie zeigten sich mittlere bis hohe Effektstärken sowie eine Überlegenheit gegenüber dem herkömmlichen Bewegungstraining wie Werf- und Fangspiele, Geschicklichkeitsspiele, Konzentrationsspiele und soziale Spiele (siehe Goldstein, 2002, 2003). Die einzelnen Übungen können auch Zuhause oder in der Schule durchgeführt werden (J. Haffner et al., 2006).

Das Neurofeedback-Training

Kinder mit ADHS zeigen sowohl im Ruhezustand als auch während Aufmerksamkeit fordernden Tätigkeiten Auffälligkeiten im EEG. Diese treten in Form von erhöhter Theta- und reduzierter Beta-Aktivität auf. Das Neurofeedback (NF)-Training ermöglicht es, diese hirnelektrischen Muster gezielt zu verändern. Während der Behandlung werden Selbstinstruktionsstrategien erlernt und anschließend in den normalen Alltag übernommen. So gewinnt der Betroffene die Kontrolle über seinen Aufmerksamkeitszustand wieder. Die klinische Wirksamkeit, das NF-Training konnte in einer Studie belegt werden (H. Gevensleben et al., 2010).

Das ATTENTIONER-Training gegen Aufmerksamkeitsprobleme

Bei Attentioner handelt es sich um ein Gruppenprogramm zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen. In erster Linie sollen die Fähigkeiten zur Aufmerksamkeitsfokussierung und zur geteilten Aufmerksamkeit (z.B. von der Tafel abschreiben und gleichzeitig dem Lehrer zuhören) verbessert werden. Die Kindertherapie verteilt sich über 15 wöchentliche Sitzungen. Ergänzt wird das Programm durch fünf Eltern-Gruppensitzungen, in denen die Erziehungskompetenz in Bezug auf die Störung verbessert werden soll. Die erzielten Therapieeffekte bleiben meist über längere Zeit stabil (Jacobs & Petermann, 2008).

Das ADHS-Summercamptrainings (ASCT)

Das ASCT ist ein Therapieprogramm mit einer festen Tagesstruktur, fundierten Trainingsinhalten und pädagogischen Freizeitangeboten. Während den insgesamt zwölf Tagen sollen die Kinder spielerisch miteinander lernen und ihre soziale Kompetenz trainieren. Über den ganzen Tag verteilt finden Übungen zur Impulskontrolle, Konzentration, Ausdauer und zur sozialen Kompetenz statt. Ein wesentlicher Bestandteil ist auch das sogenannte Response-Cost-Token-Verfahren (RCT). Dabei werden die Kinder bei erwünschtem Verhalten mit Punkten belohnt, die sie später gegen Belohnungen eintauschen können. Das Gruppentraining führte in einer Studie zu positiven und auch langfristigen Effekten (Gabriele Gerber-von Müller et al., 2009).

MEHR INFORMATIONEN

Elterntraining

Ungünstige Verhaltensweisen bei den Kindern können durch ungeeignetes Erzieherverhalten stabilisiert und teilweise sogar verschärft werden. Das Elterntraining kann dieses Risiko aufheben, indem es konkrete Fertigkeiten für erzieherische Alltagssituationen vermittelt. Die Eltern-Kind-Beziehung wird verbessert und das familiäre Zusammenleben strukturiert. Das Elterntraining erweist sich als wirkungsvolle Maßnahme mit mittleren bis großen Effektstärken, insbesondere wenn das Erlernte durch praktische Übungen gefestigt wird (Lauth et al., 2007).

Literatur

Haffner J. et al., 2006. Zur Wirksamkeit körperorientierter Verfahren bei ADHS. Z Kinder-Jugendpsychiatr. 34

H. Gevensleben et al., 2010. Neurofeedback-Training bei Kindern mit ADHS. Z Kinder-Jugendpsychiatr. Psychother. 38

Jacobs & Petermann, 2008. Aufmerksamkeitstherapie bei Kindern – Langzeiteffekte des ATTENTIONERS. Z Kinder-Jugendpsychiatr. Psychother. 36, 411-417

Gabriele Gerber-von Müller et al., 2009. Das ADHS-Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms. Kindheit und Entwicklung 18 (3), 162 – 172

Lauth et al., 2007. Verhaltensübungen im Elterntraining – Eine Studie zur differenzierten Wirksamkeit im Elterntraining. Z Kinder-Jugendpsychiatr. Psychother. 36, No. 1, 26-35

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