Meine berufliche Zukunft war und ist ungewiss.
Ich schaffte es mit Ach und Krach, trotz Fehlzeiten, meinen Schulabschluss abzuschließen und wusste, wohin meine berufliche Richtung gehen sollte. Es war mein Lebenstraum, Trickfilmzeichnerin zu werden. Das hatte ich für mich in Stein gemeißelt. Wenn ich das erreichen würde, so dachte ich, wäre meine elende Vergangenheit nicht umsonst gewesen. Und so ging ich auf ein Berufskolleg für Technik und Informatik, um dort die Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten zu machen und zeichnete jede freie Sekunde. In der Tagesklinik zuvor hatte ich an einer kleinen Trickfilmsequenz gearbeitet. Zuvor jedoch brauchte ich dringend einen Leuchttisch.
Dazu hatten mein Vater und Großvater einen alten Besteckkasten genommen, eine Leuchtröhre dort eingebaut und darüber einer Plexiglasplatte verlegt. So war es mir möglich, fünfundzwanzig Bilder pro Sekunde zu zeichnen und jedes Bild in Richtung einer Bewegung minimal zu verändern. Ich merkte schnell, dass das ohne kompetente Fachberatung saumäßig schwer war. Aber es klappte. Nachdem ich meine popelige Kamera auf ein provisorisches Bücherstativ gestellt hatte und alle Bilder ohne Verwackeln, abfotografieren konnte, fügte ich sie in ein Animationsprogramm ein und lies alle Bilder, der Reihe nach, schnell hintereinander ablaufen. Was soll ich sagen, es funktionierte. Ich hatte meine erste kleine Animation erstellt. Sicher, es war alles andere als perfekt, aber ich hoffte darauf, mein Talent, mithilfe von Profis, besser ausbauen zu können. Auf die traf ich nur leider nie.
Um das zu erreichen, hätte ich das Fachabitur erst abschließen und dann studieren müssen. Es war unmöglich, das alles mit Erkrankung zu schaffen. Zudem bezog sich die Ausbildung nur auf Gestaltung und nicht auf freies künstlerisches Schaffen. Es war öde und man hauchte anstatt fiktiven Charakteren, Werbeplakaten Leben ein. Es ging um Kommunikationsdesign. Das Ziel war es, Menschen durch optische Gestaltungsmittel zu manipulieren. -Um zum Kauf von Produkten oder Dienstleistungen anzuregen. Nicht wirklich mein Ding… Eine andere Wahl jedoch hatte ich nicht.
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