Warum um alles in der Welt sollte ich mir meine Gefühle verbieten, wenn sie doch der Kompass meines Lebens ist? Ich fürchte mich vor vielen Dingen, weil sie negative Gefühle auslösen. Besonders der Schmerz der Trauer ist so zermürbend und kraftraubend. Immer wieder erlebt, führt diese Niedergeschlagenheit dazu, dass sich gefühlt alle Türen der Welt verschließen. Eine davon hätte meine sein können. Aber ich werde vom Leben ausgesperrt.
Eine Zeit lang, schämte ich mich für meine Gefühle, weil sie meinen eigentlichen Charakter überlagerten und Mitmenschen mir, aufgrund meiner Emotionalität, immer wieder den Rücken kehrten. Heute weiß ich, dass sie überfordert waren. Es ist generell einfacher, die Reaktion auf Erlebnisse für das Problem zu halten, als die Ursache zu bekämpfen. Den Fehler machen pathologische Narzissten, Ärzte, überforderte Eltern, ja sogar Psychologen. Sie alle sprechen einem den eigens empfundenen Schmerz ab. Irgendwann lehnt man nicht mehr das ab, was einen hat schlecht fühlen lassen, sondern sich selbst. Denn unsere Gefühle bilden unser Selbst und sind im Gegensatz zu unserem Ego, also unserem „Ich“, wahrhaftig. Ein Schutzmechanismus mit verheerenden Folgen. Mitunter bilden sich Glaubenssätze, die uns eintrichtern, wir wären falsch.
So werden Neid und Missgunst meist als schlechte Persönlichkeitseigenschaften gedeutet, was sie im Prinzip nicht sind. Der Umgang ist letztendlich, wie bei allen Emotionen, entscheidend. Oder ist es klug die Stimme zu unterdrücken, die uns darauf hinweist, dass uns etwas fehlt? Ebenso stellt sich mir die Frage, ob es wirklich so falsch sein kann, einem Menschen, der sich unrechtmäßig verhält, sein Glück zu missgönnen? Sind diese Gefühle und Gedanken nicht normal, vorausgesetzt sie nehmen nicht einen Großteil unserer Psyche ein? Sind sie nicht einer krankhaften Prägung verschuldet?
Man bedenke schließlich, dass einige Personen sich wie ein Fass ohne Boden verhalten. Sie sehen in ihrem Mangel ausschließlich sich selbst, auch wenn eigentlich nichts auf einen objektiven Mangel hinweist. Und sicher sind auch da die Gefühle eigentlich nicht das Problem. Drum ist es für mich ein Unding, mich für meine Gefühle zu schämen!
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