Zum Thema Depression, kam mir vorhin ein Gedanke, den ich mit Euch teilen möchte, der vielleicht Klarheit darüber verschafft, wieso das Krankheitsbild nicht in den Köpfen einiger Menschen ankommen will.
Stellt Euch mal ein Kind vor, dass von klein auf suggeriert bekommt, dass es keinen Grund gibt, emotionalen Schmerz zu empfinden. Dabei liegt der Fokus gar nicht mal auf den Schmerz selbst, sondern immer nur auf der Ursache.
Es gibt einfach keinen Grund dazu, traurig zu sein. Und nun wächst dieses Kind mit einem Mechanismus auf, der es davon abhält, die eigenen Gefühle überhaupt bewusst wahrzunehmen. Ergibt ja auch keinen Sinn zu leiden, wenn alles wunderbar ist, oder? Manch einem wird von klein auf suggeriert, dass alles perfekt ist. Die Wirtschaft läuft gut, wir leben also in einem Überfluss, die Zukunftschancen sind von Schulbeginn an, gesichert, es wird gesagt, dass beinahe alle Erkrankungen geheilt werden können und überhaupt können wir uns nicht beschweren.
Mal ehrlich, jammernde Kinder sind anstrengend. Es ist bequemer, wenn das eigene Kind zufrieden ist. Und da ist es von Vorteil, wenn der eigene Nachwuchs erst gar nicht auf die Idee kommt, Ansprüche zu stellen, geschweige denn überhaupt Mangelzustände zu erkennen. Psychologen behaupten, dass wir eine Nachkriegsgeneration sind. Das bedeutet, dass unsere Eltern selbst, von traumatisierten Eltern aufgezogen wurden und somit Überlebensmechanismen erlernten, die nicht angemessen waren und somit emotional einen Mangel entwickelten. Dieser Mangel wollte natürlich behoben werden und so ist eine Welt entstanden, die fernab des Mangels, alles Gute darlegt.
Da bekommt klein Peterchen nun mal eingetrichtert, es gäbe keinen Grund zum Jammern. Es wäre ja genug Essen da. Er soll sich mal nicht so anstellen, dass andere Kids Markenklamotten tragen, während der eigene Geldbeutel nur einmal für KIK reicht, sei ja jedoch wirklich nicht so schlimm. Peterchen darf schließlich zur Schule gehen und hat sogar ein eigenes Zimmer. Also, es gibt immer Gründe, weswegen Dankbarkeit empfunden werden sollte.
Die Realität aber ist, dass es immer ein Ungleichgewicht gibt und dass man da ein Anrecht drauf hat, das zu erkennen und es zu beheben. Der Typ mit den Markenklamotten beispielsweise hat wahrscheinlich ganz woanders seine Baustellen. „Dem Einen Leid, ist des anderen Freud.“ Diese Redewendung habt Ihr bestimmt alle schonmal gehört, oder?
Genau so, funktioniert unsere Gesellschaft! Und wenn wir dann eben mit Glaubenssätzen aufwachsen, die uns davon abhalten, Gefühle wahrzunehmen und richtig mit ihnen umzugehen, stumpfen wir innerlich ab. So werden Gefühle ganz automatisch unterdrückt und uns ist das nicht mal bewusst. Wie auch? Schließlich haben wir von klein auf gelernt, dass es keinen Grund für unsere Emotionen gibt. Zudem werden wir systematisch handlungsunfähig gemacht. Wo sollen wir noch weitermachen, wenn es nichts zu verändern gibt? Warum stellen wir uns nur so an?
Es ist doch alles gut!
Also, wenn bei Euch demnächst eine Depression diagnostiziert wird, seid Euch sicher, dass da nur den wenigstens Verständnis für haben werden.
Andere wagen es ja auch nicht, am Leben zu zweifeln und denken stets positiv. Wenn sie das können, so könnt Ihr das schließlich auch,
dass ihre Handlungen bisher fruchten, sie vom System belohnt werden, während ein depressiv Erkrankter nicht mal mehr die Kraft findet, zu handeln, weil sein Tun immer nur ins Leere ging, wollen sie nicht erkennen.
Dann müsste man sich ja damit auseinandersetzen, dass das System fehlerhaft und ungerecht ist und nicht alles so rosig erscheint, wie sie es einem von klein auf eingetrichtert haben.
In diesem System wird nun mal nicht jeder gleich behandelt!
Solange man darin gut eingebettet ist, liegt es fern, darüber zu urteilen und es ist leichter Systemsprenger zu kritisieren, als darüber nachzudenken, dieses Systems nicht weiter zu unterstützen und künstlich aufrechtzuerhalten.
Letztlich denkt beinahe jeder, nur an seinen eigenen Vorteil.
Und ich wage zu bezweifeln, dass Peterchen zukünftig die Chance dazu haben wird, Markenklamotten tragen zu können. Während der Typ, der materialistisch gut aufgestellt ist, wohl immer auf der Suche nach emotionaler Tiefe sein wird. Jetzt stellt Euch nur mal vor, ein jeder hätte die Möglichkeit alle Bedürfnisse erfüllen zu können.
Es täte uns gut, diesem Schwarzweißdenken zu entzücken.
Dann könnte die Welt sich wieder lohnen und mit Sicherheit bunter werden.
-Ja, auch für den ein oder anderen depressiv Erkrankten!
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